Eine Zeitreise ins Paradies

Eine Zeitreise ins Paradies

Cabrera offenbart seine Reize nicht auf den ersten Blick. Wer sich der Hauptinsel des gleichnamigen Archipels nähert, der bekommt angesichts steiler Felsenklippen, zerklüfteter Steinwüste und kümmerlicher Buschlandschaft zunächst einmal den Eindruck abweisender Kargheit. Erst, wenn der Seefahrer die enge Einfahrt in die natürliche Hafenbucht erreicht, zeigt sich die Schönheit dieses Eilands – das seit 1991 als Nationalpark unter Schutz steht.

Blick über den Hafen von Cabrera.
Blick über den Hafen von Cabrera.

Ob ihrer geschützten Lage ist das Meer hier still und klar, was sich schon vor Jahrtausenden die Seefahrervölker zunutze machten – wie an den reichen archäologischen Überresten zu erkennen ist. Ein gutes Dutzend Yachten dümpelt in der Bucht, in der an drei schmalen Stränden Badegäste lagern. In der Luft liegt der Geruch von Rosmarin und unzählige Grillen sorgen für einen permanenten Klangteppich.

Seinen ursprünglichen Reiz entfaltet Cabrera vor allem dann, wenn am Nachmittag die Ausflugsboote wieder abgefahren sind. Das dominante Bauwerk Cabreras ist die Burg oberhalb des Hafens mit seiner Mole, drei, vier Gebäuden, der kleinen Bar und einer staubigen Schotterpiste. Im 14. Jahrhundert ließen Mallorcas Herrscher dieses Abwehrbollwerk errichten, diente Cabrera doch immer wieder Piraten als Ausgangspunkt für Raubzüge.

Wer hier stationiert war, um die Bewohner Mallorcas aus der Ferne durch Entzünden eines Feuers vor den herannahenden Horden zu warnen, der hatte es nicht gut getroffen. Immer wieder sollen die hier untergebrachten Truppen blutigen Kämpfen mit den Eindringlingen zum Opfer gefallen sein. Ohnehin ist die Geschichte Cabreras voller tragischer Ereignisse.

Wehrmachtsbomber stürzte ins Meer

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren hier 8000 französische Kriegsgefangene aus dem spanischen Unabhängigkeitskrieg gegen das napoleonische Heer untergebracht – unter dramatischen Bedingungen. Weder Wasser noch Nahrung reichten aus, um das Überleben der Soldaten zu gewährleisten. Nur etwa 3500 der Gefangenen sollen nach Jahren in die Heimat zurückgekehrt sein. Heute erinnert ein Denkmal an das Schicksal der Franzosen von Cabrera.

Die Festung thront oberhalb der Mole.
Die Festung thront oberhalb der Mole.

Und auch eine Berührung mit der deutschen Geschichte hat es einst gegeben. So stürzte im zweiten Weltkrieg der Bomber eines Kampfgeschwaders der deutschen Wehrmacht mit vier Mann Besatzung unweit Cabreras ins Meer. Drei der Insassen kamen ums Leben, einer überlebte. Nur eine der Leichen konnte geborgen und auf dem kleinen Friedhof unterhalb der Burg bestattet werden. Das Grab gibt es heute nicht mehr, die Überreste wurden auf einen Soldatenfriedhof bei Yuste umgebettet. Nur das alte, in mehrere Teile zerbrochene Steinkreuz liegt noch heute in einem kühlen Raum eines der Verwaltungsgebäude am Hafen.

Erschienen im Mallorca Magazin.