Wo Mallorca plätschert und rauscht

Wo Mallorca plätschert und rauscht

Wer den Wald betritt, in dem die Fonts Ufanes sprudeln, dem schlägt schwere Feuchtigkeit entgegen. Die alten Steineichen sind überzogen von Flechten, am Boden sammelt sich Wasser in matschigen Pfützen. Von den Ästen tropft es ohne Unterlass, obwohl die Sonne nach dem Regen der letzten Tage schon längst wieder scheint. Unter dem dichten Laubdach ist es dennoch schattig. Dicke Moospolster überziehen das karstige Gestein. Und in der Ferne rauscht das Wasser. Hier, auf einer Finca unweit von Campanet, befindet sich eines der spektakulärsten Naturphänomene der Insel.

Immer dann, wenn es im Frühjahr oder Herbst stark regnet und das weitverzweigte Höhlensystem im unterirdischen Karstgestein bis obenhin gefüllt ist, schießt hier aus unzähligen Höhlen, Löchern und Felsritzen das Süßwasser an die Erdoberfläche und ergießt sich durch den Wald mäandernd in die umliegenden Bäche. Es plätschert, rauscht und gluckst, wohin man auch die Schritte richtet – ein nicht alltägliches Schauspiel auf einer an Süßwasser armen Insel wie Mallorca.

Als handele es sich um einen Geheimtipp

Die Finca Gabellí Petit liegt in Campanet.
Die Finca Gabellí Petit liegt in Campanet.

Und so pilgern Hunderte Schaulustiger auf die Finca Gabellí Petit, auf der sich die Fonts Ufanes („üppige Quellen”) befinden. Ein ausgeschilderter Rundwanderweg (Dauer zirka 40 Minuten) führt über die Finca, auf der sich auch einige Überbleibsel der traditionellen Bewirtschaftung beobachten lassen, wie etwa eine Köhlerhütte und ein Silo zur Holzkohleherstellung. Das balearische Umweltministerium ist mit mehreren Männern in Uniform vertreten, die den Besuchern am Eingangstor den rechten Weg weisen, oder auch einen Abzweig verraten, so als handele es sich um einen Geheimtipp.

Die Lokalpolizei organisiert nachsichtig das massenhafte Falschparken, zu dem es angesichts fehlender Parkplätze keine Alternative gibt. Sobald Mallorcas Zeitungen vermelden: „Die Quelle sprudelt”, strömen die Besuchermassen herbei. Mit Grund: Denn meist nur vier bis fünf Mal im Jahr lässt sich das Phänomen für wenige Tage bewundern.

Die Fonts Ufanes sind aber nicht nur ein Beispiel für die Vielseitigkeit Mallorcas, sondern auch ein Beweis für die bewahrenden Kräfte, die es trotz aller Bausünden auf der Insel gibt. Jahrelang forderten mallorquinische Bürger, die Fonts Ufanes sollten in den Besitz der Allgemeinheit übergehen. Schlussendlich mit Erfolg: Zuerst wurde die Finca im Jahr 2001 unter Naturschutz gestellt, vier Jahre später dann entschloss sich die Balearen-Regierung zum Kauf. 3,3 Millionen Euro kostete das rund 50 Hektar große Grundstück. Die Hälfte davon hat die Europäische Union aus ihrem Strukturfonds bezahlt.

Erschienen im Mallorca Magazin.