Ein mutiger Feldherr
Eine breite Debatte hat die Veröffentlichung des Diccionario Biográfico Español ausgelöst, eines 50 Bände umfassenden „Who’s who?” der spanischen Geschichte. Der darin enthaltene Beitrag über den spanischen Diktator Francisco Franco hat zum Teil scharfe Kritik von Historikern, Parteien und Organisationen von Opfern des Bürgerkriegs provoziert.
In dem Artikel werde Franco unkritisch als mutiger Feldherr dargestellt, der seine Truppen heroisch gegen das zahlenmäßig überlegene Heer der Republikaner zum Sieg geführt habe. Sowohl die Bürgerkriegsgreuel als auch die Verbrechen der jahrzehntelangen Diktatur würden ausgespart oder geschönt, so die Kritiker. Francos Regime sei zwar „autoritär, nicht aber totalitär” gewesen, heißt es in dem Beitrag, den der Historiker Luis Suárez verfasst hat.
Ministerium finanzierte die Ausgabe
Dieser ist Mittelalterexperte und als Verehrer des Ex-Diktators bekannt. So ist er etwa Vorsitzender der „Bruderschaft des Tals der Gefallenen” – das „Valle de los Caídos” bei Madrid ist das wichtigste franquistische Denkmal Spaniens und die Bruderschaft hat zum Ziel, „die Bedeutung des Monuments am Leben zu erhalten”.
Die Auseinandersetzung um die rechte historische Einordnung Francos ließe sich als wissenschaftlicher Disput abtun, der für die Bevölkerung nur geringe Bedeutung hat, wäre da nicht die Tatsache, dass das Lexikon vom spanischen Erziehungsministerium mit mehr als sechs Millionen Euro Steuergeld finanziert wurde.
Die Vorwürfe richten sich nun in erster Linie gegen die Königliche Akademie der Geschichte, die als rückständig, erzkonservativ und nicht objektiv kritisiert wird. Ein solcher Artikel hätte nie und nimmer gedruckt werden dürfen, so die einhellige Meinung. Die Akademie hat ihren Ursprung in der spanischen Aufklärung des 18. Jahrhunderts und trat damals mit dem Anspruch an, „die Wahrheit der Geschehnisse” ans Licht zu bringen.
Erschienen im Mallorca Magazin.
In der Anfang Mai 2018 präsentierten Online-Version des Nachschlagewerkes wurde ein geänderter Text veröffentlicht. Dort ist Franco als „Diktator“ aufgeführt.