Ruta de pedra en sec: Dieser Weg ist das Ziel

Ruta de pedra en sec: Dieser Weg ist das Ziel

Die Füße wund, die Beine schwer, der Rücken krumm – wer die Ruta de Pedra en Sec hinter sich gebracht hat, der will nur noch liegen und ausruhen. Rund 120 Kilometer sind es vom südlichsten Zipfel des Tramuntanagebirges in Andratx bis ganz in den Norden der Insel, nach Pollença. Dazwischen liegen mehr als 1000 Meter hohe Gipfel, tiefe Täler, in die im Dezember den ganzen Tag lang kein Sonnenstrahl fällt, zwielichtige Eichenwälder, in denen kaum ein Vogel zwitschert, Olivenhaine mit bimmelnden und blökenden Schafherden, atemberaubende Aussichten, halsbrecherische Kletteraktionen, malerische Bergdörfer, verfallene Schneegruben, Kalköfen, Köhlerhütten – kurz: all die Vielfalt des Tramuntanagebirges.

120 Kilometer führt die Ruta de Pedra en Sec durch Mallorcas Tramuntanagebirge.
120 Kilometer führt die Ruta de Pedra en Sec durch Mallorcas Tramuntanagebirge.

Ende der 90er Jahre begann man beim Inselrat, über einen Fernwanderweg im Gebirge nachzudenken, erinnert sich Josep Manchado, Umweltdezernent beim Inselrat. „Unser Ziel ist es, die komplette Route in dieser Legislaturperiode fertigzustellen”, sagt er. Das Problem: Mehr als 90 Prozent der Tramuntana befinden sich in Privatbesitz. Nicht alle Grundbesitzer sind begeistert davon, dass Wandersleute über ihre Grundstücke laufen.

Zwischen Andratx und Esporles sowie Valldemossa und Deià sind Streckenabschnitte der Route bis heute nicht offiziell freigegeben, es gibt keine Beschilderung, man muss sich an Steinhaufen und Farbmarkierungen orientieren, die andere Wanderer hinterlassen haben. „Wir wollen mit allen Grundstücksbesitzern Vereinbarungen treffen und so die Route komplettieren”, sagt Manchado. Er hofft, in allen Fällen zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen.

Die Vereinbarungen könnten so aussehen: Die Grundstücksbesitzer erklären sich bereit, den Zugang zu den bestehenden Wegen zu garantieren, im Gegenzug übernimmt der Inselrat die Instandhaltung des Streckenabschnitts. Manchado stellt aber auch klar: „Sollte es zu keiner Einigung kommen, sind wir zu Enteignungen berechtigt.” In Streitfällen werde man davon Gebrauch machen.

Umweltschützer fürchten „Massifizierung“

Im Fall von Patrick John wird das nicht nötig sein. Dem Deutschen gehört die Finca Ses Fontanelles zwischen Andratx und Estellencs. Er betreibt dort ein kleines Hotel. „2016 wollen wir zusätzlich eine Wanderherberge eröffnen”, sagt er. John hat also ein Interesse daran, dass der erste Streckenabschnitt der Ruta de Pedra en Sec sobald wie möglich ausgeschildert wird.

In der Wanderhütte Sa Coma d'en Vidal kann man übernachten.
In der Wanderhütte Sa Coma d’en Vidal kann man übernachten.

Seit 2016 ist nun die Herberge „Sa Coma d’en Vidal” für Wanderer nutzbar. Diese befindet sich in den Bergen zwischen Andratx und Estellencs und sorgt dafür, dass die bestehende Lücke auf diesem Abschnitt geschlossen ist: Bislang hatten Wanderer hier nur wenige Einkehrmöglichkeiten, vor allem in den Monaten November bis März, in denen die meisten Hotels am Wege geschlossen haben.

Auch wenn bis zur Fertigstellung der Route noch einiges zu tun bleibt, ist die Ruta de Pedra en Sec doch schon jetzt eine Erfolgsgeschichte. Tausende Wandertouristen kommen jährlich auf die Insel. Mallorca hat sich längst international einen Ruf als Wanderdestination gemacht. Die Nachfrage ist so groß, dass sich bereits besorgte Umweltschützer zu Wort melden, die eine „Massifizierung” des Gebirges befürchten. Auch beim Inselrat ist man sich dieses Risikos bewusst. „Wir müssen das Verantwortungsbewusstsein der Wanderer fördern”, sagt Manchado. „Wir sind aber überzeugt, dank der Ruta de Pedra en Sec einen nachhaltigen, alternativen Tourismus begründen zu können.”

Erschienen im Mallorca Magazin.