Mallorquinische Landnahme

Mallorquinische Landnahme

Viel entlegener geht es nicht. 75 Kilometer sind es von Colònia de Sant Pere ganz im Nordosten der Insel bis nach Palma. Nur wenige Dörfer auf der Insel sind weiter von der Balearen- Metropole entfernt. Die Küstensiedlung, die zur Gemeinde Artà gehört, ist bis heute einer der Orte, an die man per Zufall nur schwer gelangt.

Die Kirche von Colònia de Sant Pere stammt
aus dem Jahr 1951. Foto: jm

Um karge, entlegene Landstriche wie diesen zu besiedeln, ersann die spanische Regierung im 19. Jahrhundert ein Kolonisierungsprogramm. Das Gesetz vom 3. Juni 1868 sah vor, dass Grundbesitzer, die auf einem bisher ungenutzten Teil ihrer Ländereien landwirtschaftliche Siedlungen gründeten, für mehrere Jahre in den Genuss großzügiger steuerlicher Erleichterungen kommen sollten. Je weiter die Kolonien von der nächstgelegenen Ortschaft entfernt waren, desto bedeutender die Vergünstigungen. Die Siedler wiederum wurden vom regulären Militärdienst freigestellt.

108 Familien siedelten sich an

Im Jahr 1880 gründeten die damaligen Besitzer des Küstenabschnitts also die Colònia de Sant Pere d’Artà. 108 Familien siedelten sich zunächst dort an und widmeten sich in der Folge dem Anbau von Weintrauben und Mandeln. Viel übrig ist aus den Anfangsjahren der Kolonie heute nicht mehr. Selbst die Kirche, um die sich die Straßen streng rechtwinklig ziehen, ist ein moderner Bau. 1951 ersetzte sie die ursprüngliche Kapelle.

Auch in Colònia de Sant Jordi am Südostzipfel Mallorcas – 1886 als landwirtschaftliche Kolonie gegründet – gibt es keinerlei Überbleibsel mehr aus dem 19. Jahrhundert, sagt Pep Ramis, der die Geschichte dieser Siedlungen erforscht hat. Zumindest haben beide Ortschaften die Jahre überdauert. Was man nicht von allen der damals entstandenen Kolonien sagen kann.

Neun Kolonien entstanden damals

Im Wald am Fuße des Puig de Sant Martí in Alcúdia beispielsweise sind heute nur noch Ruinen der einstigen Colònia de Gatamoix zu sehen. Diese war 1876 von der englischen Firma gegründet worden, die das nahegelegene Feuchtgebiet trockenlegen wollte, wie es in der Großen Enzyklopädie Mallorcas heißt. Insgesamt entstanden damals neun landwirtschaftliche Kolonien auf der Insel.

Erschienen im Mallorca Magazin.